Hast Du eine Karte mit einem Sehspiel von mir bekommen? Dann findest Du in diesem Beitrag die Auflösung und Erklärung zum sogenannten Hermann-Gitter. Der Entdecker war der Physiologe Ludimar Hermann. Im Jahr 1870 hat er zufällig durch Betrachten von Abbildungen in einem Buch dieses Phänomen entdeckt. Seine Beschreibung dieses Phänomens blieb lange kaum beachtet. Erst seit 1960 hat man sich in der Wissenschaft intensiver damit beschäftigt. Ganz am Ende des Beitrags findest Du Links auf entsprechende ausführliche Artikel.
Die Inhalte dieses Blogartikels
Finde den schwarzen Punkt
Na, gelingt es Dir?
Was passiert hier genau?
Die Punkte, die Du fokussierst, sind objektiv gesehen weiß. Lässt Du Deinen Blick schweifen, entstehen in den peripheren Bereichen des Sichtfeldes dunkle Schatten. Es scheint Dir als würden sich die weißen Punkte zu schwarzen Punkten wandeln. Bei Deinem Versuch die schwarzen Punkte anzuvisieren, verschwinden diese wieder und treten an anderer Stelle auf. Das Gitter scheint sich dabei andauernd zu verändern, weil Deine Augen nur einen Punkt wirklich scharf sehen können.
Diese optische Täuschung beruht auf dem Phänomen der optischen Kontrastverstärkung. In Wirklichkeit ist es gar keine optische sondern eine visuelle Täuschung. Optisch würde heißen sie findet im Augapfel bzw. den Sehzellen auf der Netzhaut statt. Die Täuschung findet allerdings erst im visuellen System statt und damit im Gehirn. Der Mechanismus dahinter nennt sich laterale Hemmung.
Die Netzhaut ist mit lichtempfindlichen Ganglienzellen durchzogen. Die Sehgrube ist der kleine Bereich auf der Netzhaut, mit der Du scharf und fokussiert sehen kannst. Die Ganglienzellen in der Sehgrube sind viel kleiner, aufgrund dessen ist ihr Wahrnehmungsspektrum auch kleiner. Dadurch wird an den Kreuzungspunkten des Gitters, sobald Du sie fokussierst, weniger Licht gehemmt. Die Punkte werden objektiv von Dir hell wahr genommen. Durch die Größe der umliegenden Ganglienzellen fällt auch die Wahrnehmungsfläche größer aus. Die dunklen Flächen – graues Gitter und schwarzer Hintergrund – schwächen mehr Licht ab. Daraus entsteht die verzerrte Wahrnehmung von dunkleren Kreuzungspunkten.
Original Beschreibung von Ludimar Hermann
Bis heute ist die Erklärung des Hermann-Gitter kaum besser gelungen als im ursprünglichen Text von Ludimar Hermann selbst:
„Als ich zum ersten Male die von Helmholtz und Wiedemann herausgegebene deutsche Übersetzung der Tyndall`schen Vorlesungen über den Schall in die Hand nahm, fiel mir an der Figurentafel S. 169 ein sehr prägnantes Phänomen auf. Diese Tafel enthält nämlich in regelmäßiger Anordnung schwarze quadratische Felder (deren jedes eine Klangfigur zeigt), die dazwischen frei gebliebenen weißen Räume bilden ein regelmäßiges Streifengitter. In jedem Kreuzungspunkte dieses Gitters sieht man nun sofort einen dunklen verwaschenen Fleck. Fixiert man einen einzelnen der Kreuzungspunkte scharf, so erscheint er so weiß wie seine Nachbarschaft. Die Erscheinung sieht ein jeder der darauf aufmerksam gemacht wird; für meine Augen scheint sie ganz besonders intensiv zu sein, denn mir erschien sie von Anfang an so auffallend, dass ich mich immer wundere wenn jemand, dem ich das Blatt zeige, sie nicht ohne Weiteres bemerkt. In demselben Buche, S. 384, findet sich noch eine andere, ähnliche Tafel, hier sind aber die horizontalen Streifen des weißen Gitters breiter als die vertikalen, und das Phänomen, obgleich sehr deutlich, doch weniger schön. […] Ohne Zweifel sind anderen bereits ähnliche Erscheinungen bekannt; die hier erörterte habe ich nirgends beschrieben gefunden, und da sie zur Demonstration des simultanen Kontrastes in Vorlesungen sehr geeignet ist, habe ich es für die Mühe wert gehalten, diese kurze Notiz zu veröffentlichen.“
Ludimar Hermann, 1870
Weitere Artikel zum Hermann-Gitter
Du möchtest tiefer in die Hintergründe zum Hermann-Gitter eintauchen? Dann empfehle ich Dir diesen ausführlichen Artikel https://www.optikum.at/das-hermann-gitter-und-die-folgen/
Im Artikel aus der Zeitschrift Der Opthalmologe aus dem Jahr 2008 findest die neuesten Erkenntnisse dank moderner Technik https://www.researchgate.net/profile/Michael-Bach-5/publication/23295242_The_Hermann_grid_illusion_The_classic_textbook_interpretation_is_obsolete/links/00463516c4a8180942000000/The-Hermann-grid-illusion-The-classic-textbook-interpretation-is-obsolete.pdf
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