Auch ich bin noch auf dem Weg. In diesem Artikel beschreibe ich meine neuesten Fortschritte und Erkenntnisse mit freier Sicht aus meinem Urlaub im Sommer 2022. 3 Wochen fast ohne Brille unterwegs und das mit mittlerer Kurzsichtigkeit. Du erfährst meine Erkenntnisse über Routinen, freie Sicht in die Peripherie, bessere Körperwahrnehmung und Kommunikation mit meinen Augen.
Die Inhalte dieses Blogartikels
Vertrauen in die Augen, dass sie alles wichtige für mich sehen
Diesmal war da ein ganz starkes Gefühl. Ich fahre ohne Brille in den Urlaub. Ich packte nur meine aktuelle Fernbrille und meine neue reduzierte Nahbrille ein. Die Rasterbrille lies ich zu Hause. Die beiden Brillen waren nur fürs Backup da. Denn diesmal hatte ich Vertrauen in meine Augen. Sie sehen alles Wichtige für mich!
Wichtig: Es ist Deine Verantwortung was Du im Straßenverkehr tust! Ich fordere Dich nicht auf Deine Sehhilfe in wichtigen Situationen weg zu lassen. Was ich in diesem Artikel beschreibe ist meine persönliche Erfahrung und meine Verantwortung.
Schon nach dem ersten Tag und ca. 50 Kilometern vorbei am Flüsschen Blies, habe ich entdeckt, dass ich teilweise mehr sah. Wow! Durch das geöffnete periphere Sehen, die abgegebene Kontrolle über meine Augen und das Vertrauen in meine beiden Augen habe ich in entscheidenden Momenten MEHR gesehen, als mit Sehhilfe.
Die Brille beschränkt mich immer alleine durch den Rand des Gestells im Blickfeld. Auch bei der randlosen Brille habe ich dieses Gefühl. Als ob etwas mich stresst und meine Augen zwingt durch einen Tunnel zu schauen.
Bei dieser Radtour konnte ich ganz klar den Unterschied bemerken. Alleine dadurch, dass ich soviel Tage komplett ohne Brille unterwegs war. Und das ganz entspannt. Am Ende der Radtour wusste ich dann warum. Die Erklärung kommt am Ende des Artikels.
Die ersten Tage sind wir nur an Kanälen auf ehemaligen Treidelwegen entlang gefahren. Ab und zu begegneten uns Fussgänger und Radfahrer. Sie erkannte ich immer sobald die Bewegung von meinem peripheren Sehen neugierig entdeckt wurde. Flupp, war es kurz scharf. Ich sah ob es ein oder zwei Fahrräder waren, ob es ein Spaziergänger mit Hund oder ohne war. Der innere Stress, ich könnte etwas nicht erkennen, war komplett weg. Was für eine Erleichterung.
Mehr wahr-nehmen durch peripheres Sehen
Nach dem 2. Tag stellte ich fest, dass ich sogar mehr wahr genommen habe als mein mitradelnder Partner. Er hat eine ganz leichte Kurzsichtigkeit (ich wäre schon längst ohne Brille unterwegs 😉 ) Das fand ich eine ziemlich spannende Entdeckung. Klar bin ich ausgebildet und weiß ganz viel. Es dann wirklich nochmal selbst zu erfahren, ist wieder etwas ganz anderes. Das kennst Du bestimmt aus Deinem Fachgebiet auch.
Während ich so dahin radelte, fing irgendetwas immer mal meine Aufmerksamkeit. Die Augen schauten hin und ich nahm wahr was es war. Immer interessierte es mich, als Sylvia, ebenfalls. Die Augen trafen eine Art Vorauswahl und die war ziemlich treffsicher. Konflikte zwischen uns dreien gabe es nie.
Peripheres Sehen ist alles am Rand Deines Sichtfelds. Alles zu dem Du nicht direkt schaust. In diesem Bereich bemerkst Du Bewegung. Alles bewegt sich immer. Diese Bewegung ist Lebendigkeit, ist das Leben.
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Augen werden mehr bewegt
Nach dem 3. Tag hatte ich nachts das Gefühl, die Augen sind gut durchblutet. Klar, ohne Brille bewegen sich die Augäpfel ganz von selbst wieder mehr, als alles den Hals machen zu lassen. Nach Tag 2 dagegen waren meine Augen, Lider und Wangen etwas verdickt. Nicht wirklich geschwollen, etwas wurde in Gang gesetzt, was noch ungewohnt war.
Am 3. Tag waren wir in Nancy angekommen. Zum abendlichen Spaziergang hatte ich meine Fernbrille eingepackt. Teilweise habe ich sie aufgesetzt. Der Effekt war nicht wesentlich besseres Sehen. Im Gegenteil. Die Anstrengung und dass ich anfange aktiv sehen zu wollen habe ich deutlich spüren können. Die Brille verengt in meiner Wahrnehmung den Blick. Für Weitsichtige hilft die Brille daher. Bei Kurzsichtigen wird die Sehweise extremer. Bei beiden greift die Brille in die Sehweise ein. Sie löst nicht die Ursache. Ich habe sie relativ schnell wieder in die Tasche gesteckt. Das Abenteuer konnte weiter gehen.
Die Augen ihren Job machen lassen
Ich gab die Kontrolle über meine Augen ab und zwar an sie selbst. Ich hatte wieder Vertrauen in sie. Sie sehen für mich und was am wichtigsten war: Ich wollte nicht mehr alles auf einmal sehen. Alles scharf schon gar nicht. Das wäre eine Überforderung. Nicht nur von mir sondern für mein ganzes visuelles System. Und es geht physiologisch ja auch gar nicht!
Am 5. Tag machte ich mir Notizen. Da stand:
Hatte das Gefühl ich habe das Sehen erreicht, das ich mit 6 Jahren hatte. Wenn etwas wichtig ist zu sehen, wird es deutlich und scharf, von alleine.
Radtagebuch
Ist es möglich die Sehweise ohne Brille mit Brille beizubehalten?
Ein paar Tage später, nachdem ich in diese neue Sehweise so richtig eingetaucht war und sie zur Gewohnheit wurde, dachte ich: Wieso diese neue Sehweise nicht auch mit Brille beibehalten? Ganz ehrlich? Es ist mir immer nur sehr kurz und mit Anstrengung und Bewusstheit gelungen. Dann bin ich in die Brillen-Sehweise verfallen. Einfach anstrengend.
Auch körperlich habe ich das Nicht-Brille tragen gemerkt. Mein Hals und Rücken haben sich deutlich entspannt. Sie wurden nicht so mit einseitigen Daueraufgaben belastet wie sonst.
Ist Windschutz für Deine Augen nötig?
2018, als ich das erste Mal in meinem Leben ohne Brille Rad gefahren bin, hatten meine Augen sehr stark getränt. Erklären konnte ich mir das erstmal nicht. Wenn die Augen immer einen Windschutz in Form einer Brille haben, sind sie es nicht mehr gewohnt. Der Fettfilm und der Tränenfilm auf der Hornhaut arbeiten oft nicht gut und ausgeglichen miteinander. Es braucht den Fettfilm über dem Tränenfilm damit die Tränenflüssigkeit nicht rausläuft. Damals haben die meibomschen Drüsen an den Lidrändern nicht genug Fettfilm abgegeben. Die Tränenflüssigkeit dagegen war zu viel.
Nach vielen Kneipp-Anwendungen für die Augen hat sich dieses Gleichgewicht normalisiert. Bei dieser Radtour haben meine Augen nicht mehr getränt.
Mehr zu trockenen Augen findest Du in diesem Artikel.
Hatte ich Mücken im Auge?
Ich habe mitgezählt. Auf der ganzen Tour hatte ich dreimal eine kleines Insekt im Auge. Ja, das passiert. Deshalb eine Schutzbrille zu tragen ist es mir nicht wert. Sicherlich mag es in der Dämmerung nochmal anders sein. Deine Augen sind so ausgestattet, dass Du einen kleinen Fremdkörper im Auge sofort bemerkst. Auf der Hornhaut sind Vergrößerungszellen, die Dir den Partikel als größer melden als er ist. Immer wieder erstaunlich, dass es dann doch keine Stubenfliege im Auge war. 🙂 Dafür ganz kleine Insekten.
Neue Routinen im Urlaub üben
In diesem Urlaub packte ich für die Falt-Trinkflasche den Trinkschlauch ein. Ich wollte deutlich regelmässiger Trinken als bei den letzten Radtouren. Was ein Trugschluss! Damit wollte ich das gleiche alltägliche Vorgehen weiter betreiben. Nach kurzer Zeit habe ich wieder die Trinkflasche im Flaschenhalter benutzt. Die kurzen Stehpausen taten auch meinem Hintern gut. UND ich wiederholte eine Routine die ich jetzt im Büro weiter umsetze. Pausen machen. Kleine Mikropausen von maximal 1 Minute. So richtig bemerkt habe ich diese Auswirkungen erst in der ersten Arbeitswoche. Ja, so setzt man neue Routinen um, die dann automatisiert ablaufen. Und ein Urlaub, eine andere Umgebung ist genau richtig dafür. Zuhause in der gewohnten Umgebung fällt es viel schwerer. Fang doch leicht an!
Das Trinken ist nur ein Beispiel einer neuen Routine aus meinem Urlaub. Eine weitere war das Schlafen. Ich wollte in diesem Urlaub jeden Mittag ein kurzes Nickerchen machen. Bis auf 2 Tage hat es geklappt. Wie merke ich diese Routine jetzt im Arbeitsalltag? Ich werde jeden Mittag müde und MUSS kurz schlafen. Super nicht? Dies zu ignorieren könnte die schöne entspannende Routine wieder zu nichte machen. Daher mit neuen Gewohnheiten wie mit kleinen Pflänzchen umgehen und schön weiter giessen.
Welche neuen Routinen hast Du in letzter Zeit geübt?
Verschlechterungen in der letzten Woche
Nachdem ich mich zwei Tage geärgert hatte und völlig auf dem Schlauch stand was diese Verschlechterung ausgelöst hatte, fiel es mir am dritten Tag wie Schuppen von den Augen. Super Ausdruck, gell? Ich war wieder in den Tunnelblick geraten. Mehr Brille aufgesetzt war ein Aspekt, der zweite, ich hatte den offenen Fokus verloren.
Was war passiert?
Wir kamen in eine andere Gegend, weg von den Kanälen und Treidelwegen, mehr durch kleine Ort und größere Städte, oft auf Landstraßen. Jetzt benutzen wir ein Navi um weiter flüssig weiter fahren zu können. Der Weg war nicht mehr bechildert. Ich kam mehr und mehr wieder in den Tunnelblick. Wo müssen wir lang fahren? Meine Sicht war deutlich fokussierter und angespannter. Ich kam in alte Gewohnheiten. Die alte Idee, wenn wir uns mehr anstrengen wird ein Ergebnis besser, kam wieder durch. Bald setzte ich die Brille auf um ein bischen besser zu sehen. Ich wunderte mich, kam nocht nicht drauf was es war. Warum sah ich jetzt so schlecht?
Vielleicht kennst Du den Satz auch:
Kind, streng Dich an!
Satz aus der Kindheit
Es darf auch leicht gehen. Dieser Glaubensatz, wenn wir uns nur genug anstrengen wird das Ergebnis besser, stimmt einfach nicht. Ihn aus unserem System wieder zu verbannen, dauert etwas und braucht Übung.
Der zweite Grund war sicherlich visuelle Überforderung. Es gab viel mehr zu sehen und zu entdecken. Eigentlich viel zu viel. Städte strengen mich sehr an. Dort gibt es zu viel visuelle Stimulation. In der Natur können Deine Augen sich erholen. Wie gut tut es über eine grüne Wiese oder einen blauen Himmel zu schauen. Dort ist viel weniger „visueller Lärm“.
Ich komme also zu dem Schluss: Viel Brille tragen bedeutet angestrengteres und damit schlechteres Sehen.
In der anschliessenden ersten Arbeitswoche hatte ich die Brille deutlich weniger auf und war komplett ohne Brille beim Frisör. Das ist dann eine andere Geschichte …
Lass mir gern einen Kommentar da! Was ist Deine Erfahrung mit und ohne Brille?
Eine Antwort auf „Freie Sicht im Urlaub – Wie ich 1000 km durch Frankreich geradelt bin“